KMU Barometer

«Das drängendste Problem ist der Fachkräftemangel»

KMU sind das Rückgrat unserer Wirtschaft. Doch wie aufrecht stehen die kleinen und mittleren Unternehmen im Moment da? Und wie optimistisch blicken sie in die nähere Zukunft? Das Interview mit Stefan Moser, Verantwortlicher «BEKB fokus@kmu».

Über 99 Prozent aller Schweizer Unternehmen beschäftigen weniger als 250 Mitarbeitende. Auch ganze zwei Drittel aller Arbeitsplätze in der Schweiz gehen auf das Konto von KMU. Wie die tragende Säule unserer Volkswirtschaft ihre Zukunft sieht, ist darum für die ganze Schweiz von Bedeutung. Das Berner KMU Barometer misst jährlich die Stimmung bei diesen Firmen. Wir haben mit Stefan Moser, Leiter Marktgebiet Bern, Emmental, Oberaargau der BEKB und Verantwortlicher «BEKB fokus@kmu», über die neuste Befragung und die wichtigsten Erkenntnisse gesprochen.

Stefan Moser, 507 KMU haben sich in der Umfrage zu ihrer aktuellen Situation und zu den Aussichten  geäussert. Was sticht besonders heraus beim dritten Berner KMU Barometer 2022?

Zuerst einmal: Gemeinsam mit gfs-zürich und dem Gewerbeverband Berner KMU messen wir hier den Puls der kleinen und mittleren Berner Unternehmen. Die Studie ist repräsentativ für alle Unternehmerinnen/Unternehmer bzw. Geschäftsführerinnen/Geschäftsführer von KMU im Wirtschaftsraum Bern. Uns fällt besonders auf, dass Corona als dominierendes Thema durch andere Sorgenkinder abgelöst wurde. Allen voran sind dies die Themen Fachkräftemangel (39 Prozent der Nennungen), Energiekrise (33 Prozent) sowie finanzieller Druck (31 Prozent). Die grassierende Energiekrise und Geldsorgen werden also etwa gleich gravierend wahrgenommen – sie hängen ja auch eng zusammen.

Die Energiekrise und Geldsorgen werden als etwa gleich gravierend wahrgenommen.

Fangen wir mit dem Fachkräftemangel an... 

Das drängendste Problem, ja. Es ist für die KMU aktuell auf jeder Stufe schwierig, die passenden Mitarbeitenden zu finden – nicht nur im Fall der gefragten Spezialistinnen/Spezialisten und Fachkräfte mit vielen Arbeitsjahren Erfahrung. Ende August 2022 lag die Arbeitslosenquote in der Schweiz bei 2 Prozent – es herrscht also nahezu Vollbeschäftigung. Je grösser das KMU, umso grösser das Problem. Bei Firmen mit 3-10 Mitarbeitenden nannten 37 Prozent den Fachkräftemangel, bei den grossen KMU mit 20-50 Mitarbeitenden waren es ganze 65 Prozent, also knapp zwei Drittel. Das Thema beschäftigt übrigens auch die BEKB. Für uns ist es darum wichtig, eine Ausbildungsbank zu bleiben. Wir bauen unsere Ausbildungsplätze und Lehrstellen laufend aus – und unsere bestehenden Mitarbeitenden können sich intern und extern weiterbilden. Ich bin zudem überzeugt: Nur wenn die Firmen Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern die Chance geben, bei ihnen anzufangen, kann sich die Lage etwas entspannen.

Fachkräftemangel beschäftigt auch die BEKB. Darum wollen wir eine Ausbildungsbank bleiben.

Finanzieller Druck und Energie belegen den zweiten und dritten Sorgenplatz. Auswirkungen des Ukrainekriegs?

Ja, aber nicht nur. Mit den steigenden Zinsen wird es für die Firmen teurer, sich Fremdkapital zu beschaffen. Und bei den Investorinnen und Investoren nimmt die Bereitschaft ab, Risiken einzugehen. Das konsequente Handeln der Schweizerischen Nationalbank führt momentan dazu, dass sich das Umsatzwachstum leicht abschwächt. Die Energiekrise trifft die KMU ganz unterschiedlich. Am heftigsten sind die Preissteigerungen beim Gas. Zudem dürfte die grosse Preiswelle erst noch anrollen. Denn Energielieferverträge für Erdgas und Strom mit langfristigen Preisbindungen laufen nun sukzessive aus. Dazu kommen Preissteigerungen bei der Beschaffung von Vorprodukten, die von den Zulieferern an die KMU weitergereicht werden.

Die BEKB will den KMU beim Thema der Nachfolgeregelungen Schützenhilfe bieten.

Allen Widrigkeiten zum Trotz: Das KMU Barometer zeigt auch, dass sich der Schweizer Mittelstand nach wie vor als sehr zukunftsfähig sieht.

Ja. 2022 beurteilen die meisten Berner KMU-Unternehmerinnen und Unternehmer die Zukunftsfähigkeit ihres Unternehmens als gut bis sehr gut, wie schon 2021. Die meisten Unternehmen haben in den vergangenen Krisen ihr Geschäftsmodell hinterfragt – und allenfalls auch angepasst – um sich besser gegen die erwähnten Herausforderungen zu wappnen.

Beim Thema der Nachfolgeregelungen sehe ich die Situation zum Teil etwas weniger optimistisch als die KMU – denn die für saubere Nachfolgen zentrale Planungssicherheit hat abgenommen. Wir wollen dort Schützenhilfe bieten: Ab November werden wir mit BEKB-Atelier-Anlässen zeigen, wie effektiv und persönlich wir die Berner KMU in der Frage der Unternehmensnachfolgen beraten und begleiten können.

Stefan Moser, Verantwortlicher «BEKB fokus@kmu»

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