Einfamilienhäuser als Mangelware
Es gibt noch bernische Gemeinden, in denen ein typisches Einfamilienhaus mit 140 m2 Wohnfläche und einem Grundstück von 600 m2 für unter 650‘000 Franken erworben werden kann. Sie befinden sich vorwiegend im Berner Jura, im Emmental und im Oberaargau, doch ihre Zahl schrumpft. Dann sind da Städte wie Biel und Thun, in denen das Musterhaus rund das Doppelte kostet. In einer anderen Liga spielt die Stadt Bern, wo die Hauspreise an der Grenze von 2 Millionen Franken kratzen. Einer der wichtigsten Gründe für das hohe Preisniveau in den Zentren ist die geringe Neubauquote: Gerade einmal 500 Einfamilienhäuser oder 0,3 % des Bestandes werden im Kanton jährlich neu erstellt, Tendenz sinkend.
Normalerweise reagiert der Markt bei einem Preisanstieg mit einer Ausweitung des Angebots. Besonders in urbanen Gebieten ist dies jedoch nur noch eingeschränkt und mit grosser Verzögerung möglich, da das knappe Bauland umkämpft ist. Wenn gebaut wird, dann eher Mietwohnungen als Einfamilienhäuser. Wer etwas Geduld mitbringt, wird im Kanton Bern aber noch eher fündig als in vielen anderen Regionen der Schweiz.
Erschwinglichere Eigentumswohnungen
m Vergleich zu Einfamilienhäusern liegen die Preise von Stockwerkeigentum auf gemässigterem Niveau. Zwischen 600‘000 und 700‘000 Franken kostet eine typische fünfjährige Einheit mit einer Wohnfläche von 110 m2, Balkon oder Terrasse sowie Tiefgaragenplatz im kantonalen Durchschnitt. Zu diesem Preis können sich Kaufwillige etwa in Langenthal oder Burgdorf den Wunsch nach den eigenen vier Wänden erfüllen. In Thun oder Interlaken sind dafür schon deutlich mehr als 800‘000 Franken nötig. Wer hingegen in Saanen eine Eigentumswohnung als Erstwohnsitz kaufen möchte, muss gegen 1,5 Millionen Franken budgetieren.
Die Nachfrage nach Stockwerkeigentum dürfte sich aufgrund der Zinswende abschwächen, denn bisher wurden Wohnungen oft nicht zur eigenen Nutzung gekauft, sondern auch als Renditeobjekte zur Weitervermietung (Buy-to-let). Diese Rechnung geht im aktuellen Marktumfeld wegen der gestiegenen Finanzierungskosten nun vielerorts nicht mehr auf. Die tendenziell steigenden Mieten vermögen diesen Effekt an einigen Standorten zu dämpfen, doch insgesamt könnte die Zahlungsbereitschaft ihren Höhepunkt erreicht haben.