Die Geschichte der Wild Foods GmbH beginnt nicht mit einem detaillierten Businessplan, sondern mit viel Kreativität und einem unbändigen Tatendrang. «Ich habe das erste Produkt mehr aus Spass entwickelt und am Anfang in kleinen Bioläden in der Region verkauft», erinnert sich Gründer Juval Kürzi. Dass seine Lachs-Alternative aus Rüebli schon wenige Jahre später schweizweit erhältlich sein wird, ahnte damals noch niemand.
Die erste Herausforderung entstand in der Räucherkammer
Der eigentliche Startschuss für die Erfolgsgeschichte fiel während der Corona-Pandemie. Die Idee für den Rüebli-Lachs trug Juval Kürzi damals schon eine Weile mit sich herum. Denn mit einer Marinade lässt sich die vegane Alternative in jedem Haushalt herstellen.
Kürzi entwickelte die Idee aber weiter: «Unser innovativer Schritt war, dass wir das Gemüse in einer Räucherkammer wirklich räuchern», erklärt er. Das Ziel: ein noch authentischerer Geschmack. Durch die Lockdowns und Einschränkungen in der Pandemie hatte er plötzlich Zeit, sich dem neuen Projekt zu widmen.
Die Herausforderung war allerdings gross. Denn Gemüse zu räuchern ist nicht so einfach, wie es vielleicht klingt. «Das hat damals niemand in der Form gemacht. Und ich selbst hatte auch keine Erfahrung», so Kürzi. Also eignete er sich das nötige Wissen selbst an.
Das bedeutete: nächtelanges Tüfteln in der Räucherkammer einer Tofufabrik in der Region. Die ersten Tests waren zwar vielversprechend, aber der Durchbruch wollte nicht richtig gelingen. Bis ein glücklicher Zufall half: «Nach langer Suche fand ich endlich eine Person in Deutschland, die Erfahrung im Räuchern von Gemüse hatte», erinnert sich der Jungunternehmer.
Sie tauschten sich aus und der Berner Jungunternehmer bekam den entscheidenden Tipp. Das Rätsel um den optimalen Prozess zur Herstellung des geräucherten Rüebli-Lachses war gelöst.
Der Rüebli-Lachs findet den Weg in die Regale des Detailhandels
Der Prozess stand, aber die Kundschaft rannte Juval Kürzi die Türe noch nicht ein. Erst der Besuch einer veganen Messe, an die der Jungunternehmer ursprünglich gar nicht hingehen wollte, änderte das. «Ich konnte die Gebühr nicht zurückbekommen. Deshalb machte ich den Stand dennoch», erinnert er sich. Ein guter Entscheid. Denn der Rüebli-Lachs kam bei den Besucherinnen und Besuchern so gut an, dass sich eine lange Schlange an seinem Stand bildete.
Unter den Interessierten waren auch Grossverteiler, die die vegane Lachs-Alternative in ihr Sortiment aufnehmen wollten. Die grosse Chance kam komplett unerwartet, aber Juval Kürzi überlegte nicht lange und sagte zu. Mit der grossen Bestellung war auf einen Schlag klar: Wild Foods musste den nächsten Schritt gehen. Die Prozesse mussten optimiert, die Produktion ausgebaut und neue Geräte organisiert werden. Und das Jungunternehmen brauchte eine solidere Basis.
Zu diesem Zweck gründete er eine GmbH und holte einen Partner mit an Bord, der die Verantwortung über die geschäftlichen Aspekte übernahm. So konnte sich Juval Kürzi voll und ganz auf die Weiterentwicklung des Rüebli-Lachses und den Ausbau der Produktpalette konzentrieren.
Ohne schlaflose Nächte ging es nicht
Nach den ersten Erfolgen wuchs die Firma schnell, aber stets aus eigenen Kräften. Juval Kürzi und sein Geschäftspartner mussten in der Zeit selbst viel in das Unternehmen investieren, dafür waren sie nie von externen Investoren abhängig. «Und wir kamen nie in eine Situation, in der wir alles auf eine Karte setzen mussten», ergänzt der Jungunternehmer.
Das nahm etwas Druck weg. Dennoch: Mit dem Wachstum der Firma wurden auch die Entscheidungen weitreichender und die Verantwortung grösser. In dieser Zeit brauchte es viel Mut sowie die Bereitschaft, Fehler zu machen und aus ihnen zu lernen. Hier kommt dem Gründer eine Charaktereigenschaft zugute: «Ich suche nicht nach Problemen, sondern immer direkt nach einer Lösung und einem Weg, wie es funktionieren kann.»
«Aber klar, in der Zeit hatte ich auch schlaflose Nächte», gibt Juval Kürzi unumwunden zu. Und manchmal seien sie auch etwas naiv an die Sache herangegangen. «Aber schlussendlich war das auch nötig. Sonst wären wir nicht dahin gekommen, wo wir heute sind.»
Aus seiner Erfahrung hat er vier wichtige Tipps für Gründerinnen und Gründer:
- Pragmatisch bleiben: Beim Gründen muss man einfach loslegen und etwas machen. Auch wenn nicht von Anfang an alles perfekt ist. Perfektionismus lähmt nur.
- Keine Angst vor Fehlern: Fehler und falsche Entscheide lassen sich nicht vermeiden. Man sollte nicht zu vorsichtig sein und immer mal wieder etwas wagen.
- «Nein» sagen können: Nicht jede Chance ist das Risiko wert, das man für sie eingehen muss. Ein gesundes Risikobewusstsein aufzubauen, ist zentral.
- Eine gute Story ist Gold wert: Hat das Unternehmen eine starke Geschichte, freuen sich die Kundinnen und Kunden mit, wenn es Erfolg hat. Das schafft eine starke Kundenbindung.

«Beim Gründen darf man keine Angst vor Fehlern haben.»
«Fehler passieren, wichtig ist, was man daraus macht. Im besten Fall lässt sich aus Fehlentscheiden mehr lernen als aus Erfolgen.»
Wie das Netzwerk und die Standortförderung entscheidend zum Erfolg beitrugen
Ganz alleine hätten Juval Kürzi und sein Geschäftspartner die Erfolgsgeschichte von Wild Foods aber nicht schreiben können. «Die Standortförderung des Kantons Bern war eine grosse Hilfe für uns», weiss er. Sie bot nicht nur finanzielle Mittel, sondern auch wertvolle Coaching-Sessions, die halfen, das junge Unternehmen strategisch weiterzuentwickeln.
An Netzwerk-Events und beim informellen Austausch mit anderen Start-ups konnten die Jungunternehmer zudem einen bereichernden Blick über den eigenen Tellerrand werfen und wertvolle Tipps mitnehmen.
Diese Erfahrungen gibt Juval Kürzi heute aktiv weiter. So teilt er beispielsweise am Kompasstag der BEKB seine Geschichte mit angehenden Jungunternehmerinnen und Jungunternehmern.
Mit dem weiteren Wachstum stiegen auch die Anforderungen an die Finanzierung. Besonders beim Aufbau eines neuen Produktionsstandorts war klar: Ohne verlässliche Partner geht es nicht. Hier kam die BEKB ins Spiel. Der Gründer von der Wild Foods GmbH bringt auf den Punkt, was er an der Zusammenarbeit mit der Bank schätzt: «Die BEKB sieht uns nicht nur als Zeile in einer Tabelle, sondern ist eine echte Partnerin.»
Wild Foods hat grosse Pläne für die Zukunft
Heute steht Wild Foods an einem Punkt, den sich Juval Kürzi anfangs kaum vorstellen konnte. Und das ist erst der Anfang. Das Unternehmen wächst stetig, hat seine Produkte in den Sortimenten der grössten Detailhändler untergebracht und ein Angebot für Gastrobetriebe aufgebaut. Doch der Berner Jungunternehmer hat noch viel vor.
Zum einen soll das Unternehmen weitere vegane Alternativen für Lebensmittel entwickeln und zusätzliche Produktsegmente abdecken. Zum anderen ist ein grosses Ziel, dass mehr Arbeitsschritte intern erfolgen. «So können wir eine bessere Qualitätskontrolle sicherstellen und sind unabhängiger», erklärt Kürzi. «Und wir freuen uns, dass wir diesen Weg mit der BEKB als Partnerin gehen und die erfolgreiche Zusammenarbeit weiterführen.»
Sie bringen den Mut – wir den Rest
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