Medienmitteilung

Der Lehrlingslohn – Finanzverhalten und Finanzwissen von Lernenden in der Schweiz

Mit dem Antritt einer Lehre verdienen Jugendliche typischerweise zum ersten Mal in ihrem Leben regelmässig eigenes Geld. Damit machen Lernende einen wichtigen Schritt hin zur ökonomischen Selbstständigkeit. Eine nationale Studie im Auftrag der Kantonalbanken zeigt nun erstmals, wie die Lernenden am Anfang ihrer beruflichen Grundbildung mit dem ersten selbstverdienten Lohn umgehen. Die Resultate zeigen: Lernende sind in der Regel sehr sorgsam im Umgang mit Geld und verfügen über ein gutes praktisches Wissen in alltäglichen Finanzthemen. Weniger alltägliche Finanzaspekte bereiten vielen aber Schwierigkeiten.

Publikationsdatum: 11.09.2018

Die Studie «Der Lehrlingslohn – Finanzverhalten und Finanzwissen von Lernenden in der Schweiz» wurde vom Forschungsinstitut Prognos AG im Auftrag der Kantonalbanken durchgeführt. Dafür wurden rund 1000 Lernende im zweiten Semester der beruflichen Grundbildung aus 39 verschiedenen Ausbildungsfeldern befragt. Die Erhebung fand im Frühjahr 2018 in Berufsfachschulen der Deutschschweiz, der Romandie und im Tessin statt.

Der durchschnittliche Lehrlingslohn beträgt 764 Franken

Die Lehrlingslöhne in der Schweiz bewegen sich überwiegend zwischen 500 und 1000 Franken. Der durchschnittliche Monatslohn beträgt 764 Franken, der Median-Lohn liegt bei 683 Franken. Neben dem Lohn erhalten Lernende in der beruflichen Grundbildung in vielen Fällen weitere monetäre und nichtmonetäre Einkommensbestandteile. Rund 90 Prozent der Lernenden wohnen im elterlichen Haushalt und haben den Grundbedarf für Wohnen und Essen vollständig oder teilweise abgedeckt. Rund die Hälfte der Befragten erhalten über ihren Lehrlingslohn hinaus finanzielle Unterstützung durch die Familie oder weitere Personen.

Die finanzielle Verantwortung nimmt mit Lohn und Alter zu

Die Ausgabenstruktur der befragten Lernenden ist unterschiedlich. Rund ein Drittel der Lernenden gibt einen Teil des Lohnes für Kost und Logis an die Eltern ab. Aufwände für Ausgang, Hobbys, Kleidung, Mittagessen und Handy muss die Mehrheit mit dem ersten Lohn vollständig selber tragen. Wie die Studie zeigt, übernehmen die Lernenden die Verantwortung für ihr Budget nicht auf einen Schlag. Vielmehr weitet sich die finanzielle Zuständigkeit mit dem Erhalt von eigenem Lohn und mit zunehmendem Alter sukzessive auf immer mehr Ausgabenbereiche aus.

Lernende gehen sorgsam und vorsichtig mit Geld um

Eine grosse Mehrheit der befragten Lernenden geht sehr sorgsam und vorsichtig mit dem Lohn um. Nur sechs Prozent pflegen einen eher lockeren Umgang mit Geld und weisen eine geringe Sparneigung auf. Demgegenüber sind 35 Prozent konsequent sparsam und legen jeden Monat etwas vom eigenen Geld zurück. 59 Prozent der Befragten können als zurückhaltend im Umgang mit Geld bezeichnet werden. Sie finden Sparen grundsätzlich wichtig, setzen dies aber – im Gegensatz zu den konsequent sparsamen Lernenden – nicht immer in die Praxis um.

Lernende verfügen über ein gutes Finanzwissen

Ein Grossteil der Lernenden verfügt über eine gute Finanzkompetenz. Im Rahmen der Befragung waren zwei Drittel der Lernenden in der Lage, mindestens fünf von sieben Testfragen richtig zu beantworten. Diese objektive Finanzkompetenz stimmt weitestgehend mit der Selbsteinschätzung der eigenen Fähigkeiten der Lernenden überein. Insbesondere mit alltäglichen Finanzthemen wie dem eigenen Konto oder Geldbewegungen kennen sich Lernende gut aus. Weniger alltägliche Themen wie beispielsweise die Berechnung von Zinseszinsen bereitet den Meisten allerdings grössere Schwierigkeiten.

Verunsicherung im Umgang mit Geld bei Volljährigkeit

Zunehmende Schwierigkeiten und eine Verunsicherung in Finanzfragen zeigen sich auch beim Eintritt in die Volljährigkeit. Die 18-20-jährigen Lernenden geben häufiger Kompetenzdefizite im Umgang mit Geld an als jüngere und ältere Befragte. Dies weist darauf hin, dass die mit dem Erreichen des 18. Lebensjahrs einhergehenden neuen Möglichkeiten und Verpflichtungen im Umgang mit Geld für Jugendliche eine Herausforderung darstellen. Wie die Studie zeigt, sind die Eltern und weitere Familienmitglieder die ersten Ansprechpartner für Rat und Informationen zu Finanzthemen: Über zwei Drittel der Lernenden geben an, sich bei finanziellen Fragen und Problemen in erster Linie an die Familie zu wenden. Demgegenüber sehen rund die Hälfte aller Lernenden Defizite bei der Vermittlung von Finanzwissen und praktischem Know-how im Schulumfeld.

Engagement für die Finanzkompetenz

Der BEKB ist es ein wichtiges Anliegen, dass Jugendliche den verantwortungsvollen Umgang mit Geld lernen. Sie engagiert sich für die Förderung der Finanzkompetenz an Schweizer Schulen, zum Beispiel, indem sie interessante Schulvorträge rund um das Thema Finanzen anbietet. Die Präsentationen bestehen aus drei Modulen (Jugendverschuldung, Bankwesen und Budgeterstellung) und können individuell zusammengestellt werden. Zwei BEKB-Mitarbeitende aus der Region halten die Vorträge in Zusammenarbeit mit den Lehrpersonen und diskutieren Fragen zum Umgang mit Geld einfach und direkt im Schulunterricht.

Gemeinsam mit den 23 anderen Kantonalbanken sowie den Lehrerverbänden der Deutschschweiz und der Romandie hat die BEKB zudem den Verein FinanceMission gegründet. Dieser hat zum Ziel, Jugendliche für einen verantwortungsbewussten Umgang mit Geld zu sensibilisieren und stellt mit dem digitalen Lernspiel «FinanceMission Heroes» ein gehaltvolles Lehrangebot für Schweizer Sekundarschulen zur Verfügung. Seit der Lancierung 2016 wurden die Lehrmittel in diversen Kantonen mit Unterstützung der Bildungsdirektion implementiert und über 850 Personen für dessen Anwendung geschult. Im Kanton Bern ist die Lancierung für 2019 geplant.

Für Eltern veranstaltet die BEKB in Zusammenarbeit mit der «Chindernetz Kanton Bern» Anlässe zum Thema «Umgang mit Geld und Konsum». Eltern lernen, wie sie ihre Kinder im Umgang mit Geld unterstützen können und haben die Gelegenheit, Fragen zu stellen.

Weitere Informationen finden Sie hier:

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