Investieren

Aller gefährlichen Dinge sind drei

Die Märkte mögen keine Unsicherheit –  und die Aktualität strotzt geradezu davon. BEKB CIO Thomas Fischer rät Anlegerinnen und Anlegern trotzdem noch zum Investieren. Und er nennt die drei grossen Risiken für diese Dekade.

Erst eine Pandemie, dann ein Krieg, dann überbordende Teuerung: Die meisten von uns kennen solche Kaskaden nur aus Geschichtsbüchern. In diesem unsicheren Umfeld sind Prognosen sehr schwierig. Alles Geld auf dem Sparkonto parkieren ist indes auch keine Option – denn die Inflation frisst den Sparzins auf. Wer seine Franken investieren möchte, sollte aber mit den drei grossen Risiken dieses Jahrzehnts vertraut sein. Kurz gesagt lauten sie «Macht», «Graue Haare» und «Hohe Inflation».

Macht: Protektionismus und «Multipolarität» sind angesagt

 Der Angriff Russlands gegen die Ukraine weckt und nährt die Furcht vor weiteren Kriegen. Die Situation um Taiwan ist das geopolitisch «heisseste Eisen». Das Reich der Mitte dürfte mit heimischen Schuldenproblemen zwar gerade genügend beschäftigt sein, es braucht den globalen Handel und auch westliche Technologien – doch das Restrisiko einer militärischen Eskalation bleibt bestehen.

Die Situation zwischen China und den USA bleibt auch in Bezug auf den «Wettbewerb der Grossmächte» angespannt. Der Austausch von Waren und Ideen zwischen Ost und West wird noch weiter abnehmen. Auch finanzielle Sanktionen der Länder untereinander sind zu erwarten.

Wir sprechen aktuell nicht nur von zwei Machtpolen, sondern von Multipolarität – wie das Beispiel Indien zeigt: In der UNO-Abstimmung gegen Russlands Angriffskrieg enthielt sich der Subkontinent der Stimme. Er betreibt militärische Übungen mit dem Westen ebenso wie mit Russland. Diese Situation ist vergleichsweise instabil, da Bündnisse opportunistisch geschlossen und gebrochen werden. Zudem werden Kooperationen erschwert – etwa der geeinte Kampf gegen den Klimawandel. Dieser birgt ebenfalls soziales Sprengpotenzial, besonders wenn es deswegen zu grösseren Flüchtlingsströmen kommt.

Auch das Projekt eines integrierten Europas wird zunächst Belastungen erfahren, bevor die Geld- und Fiskalpolitik in der Eurozone sich wieder entspannen kann.

Graue Haare: Die Überalterung schlägt in den 2020ern durch

Eine schrumpfende Arbeitsbevölkerung wird in manchen Ländern bereits in dieser Dekade Realität. Diese Entwicklung wird den Fachkräftemangel nochmals akzentuieren. Lässt sich die Produktivität nicht erhöhen, wird sich das Wirtschaftswachstum unter diesen Umständen abschwächen. Ob günstige Trends wie Automatisierung und künstliche Intelligenz das kompensieren können, ist fraglich.

Die Rentensysteme werden durch die Überalterung Belastungen erfahren, sofern keine umfassenden Reformen stattfinden. Und diese Reformen, etwa die Erhöhung des AHV-Bezugsalters, können ihrerseits intergenerationelle Konflikte auslösen.

Diese Entwicklungen betreffen auch zunehmend Schwellenländer, wie China. Die Ersparnisschwemme, die zu tieferen Zinsen beigetragen hat, wird umgekehrt – und damit auch der in den 1980er-Jahren eingesetzte Trend sinkender Zinsen.

Hohe Inflation: Zinssenkungen bleiben eine Illusion

Die Zinsentwicklung hängt unmittelbar von der Inflation ab. Nach einem 30-jährigen Tiefschlaf ist diese überdeutlich und bedrohlich erwacht. Besonderes Augenmerk verdienen die Energiepreise. Der dortige Anstieg von rund 30% erreicht eine Dimension, wie sie zum letzten Mal in den 1970er-Jahren zu beobachten war.

Entscheidend sind nun die Dauer und Intensität der Preissteigerungen. Denn höhere Energie- und Lebensmittelpreise können durchaus politische Spannungen anheizen. Eine konjunkturelle Delle in den nächsten zwei Jahren ist aber sehr wahrscheinlich – und damit auch eine Entspannung der Inflationsraten.

Markante Leitzinssenkungen sind in den nächsten Jahren wenig wahrscheinlich. Sogar weitere Zinserhöhungen liegen drin, falls eine gefährliche Lohn-Preis-Spirale in Gang kommt – der die Zentralbanken dann entschieden entgegentreten müssten.

Was ist das Fazit für Investorinnen und Investoren?

Höhere Inflation und höhere Zinsen sind vorerst «gekommen, um zu bleiben». Bargeld in Schweizer Franken wird die Kaufkraft nicht erhalten – noch schlechter sind Fremdwährungen. Eine bescheidene Obligationenallokation bietet wieder etwas mehr Balance. Langfristig bieten Aktien und Immobilien mehr Inflationsschutz und werden akzeptable nominale Erträge bieten; inflationsbereinigt werden diese jedoch tiefer sein als in den letzten 20 Jahren. Nach einer erwarteten Bodenbildung bis Ende 2022 dürften sich die langfristigen Chancen für Aktien wieder verbessern. Mit höherer Volatilität und tieferen Gewinnmargen ist jedoch zu rechnen.

Die rasant gestiegenen Immobilienpreise seit der Pandemie werden angesichts der steigenden Zinsen inflationsbereinigt sinken. Immobilienkrisen werden jedoch in den nächsten Jahren länderspezifische Einzelfälle bleiben, aufgrund mehrheitlich robuster Haushaltsbilanzen. Die Schweiz beweist hier – wie in vielen anderen wirtschaftlichen Bereichen – eine höhere Resilienz.

Investments mit unmittelbarem Inflationsschutz sind derzeit in vielen Portfolios untervertreten. Die BEKB-Anlagespezialisten beschäftigen sich intensiv mit einer Lösung für diese Herausforderung.

Stand: Oktober 2022

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